Die kleine Wilhelmshöhe – Riede

Ganz im Westen des Landkreises Kassel, hart am Waldeckischen, liegt der kleine Ort Riede mit seinem ehedem Buttlarschen Schloss. Das Schlösschen erstrahlt in renoviertem Glanz, und auch seine historische Landschaftsgestaltung ist heute wieder erlebbar. Ein schönes Ziel für einen (Regen-) Spaziergang, auf den sanft geschwungenen Wegen – „smooth“, wie der Engländer sagte – in den Waldpark: Zum Obelisken, zu den Resten des Tempels der Freundschaft und zuletzt zu den Gräbern derer von Buttlar – im Bild das Grab des letzten Herren von B. auf Schloss Riede.

Was machen die Herren von Riede heute? Sie reüssieren mit Ladesystemen für Elektroautomobile… so wird die Stille in der Abgelegenheit Riedes auf Dauer nicht gestört werden.

Wer aber die südliche Runde um den Klauskopf läuft, wird mit schönen panoramatischen Blicken in den Chattengau belohnt – auch im niederhessischen Landregen noch ein Vergnügen.

Vorbei geht es am Tempelchen, in dem der Landadel der Meditation gefrönt habe – was eher an frühe Freimaurerei denken lässt. Innere Einkehr versprach die leider nur noch im Fundament erkennbare Eremitage aus dem 18. Jahrhundert -damals wohl eher schon ein landschaftsgestalterischer Spielpunkt. Die Sache hatte aber einen Clou, wie die Wasserspiele in der großen Casseler Wilhelmshöhe: Darin saß ein mechanischer Eremit, der dem Besucher die Hand entgegenstreckte, wenn ein Besucher die oberste Treppenstufe betrat… Einen „mechanischen Eremiten“ muss man sich im digitalen 21. Jahrhundert mal genüsslich durch das analoge Hirn gehen lassen…

Ist das eine veritable Lesestelle für Feldsteine ? Viel Arbeit steckt darin!

Dem ansteigenden Weg folgend erreicht man die Ried’sche Tränke mit Hutebäumen, die Schatten spendeten, auch für durchziehende Herden. Hier rasteten die Waldecker Viehhändler auf ihrem Weg zum Markt in Cassel.

Diese Wege sind schön und anregend, weil sie ideen- und sozialgeschichtlich mit informativen Tafeln gute Begleiter haben. Vonwegen der Wald ist Natur…

Menschenhand, Menschenreligion, Menschenideen finden in ihm ihren Niederschlag.

Aber die Pilze, die sind eigen-sinnige Bewohner dieses stillen Kulturwaldes am Schloss Riede.

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